Hitzewallungen, Brain Fog, Stimmungsschwankungen – und das schon mit Mitte 30? Viele Frauen spüren erste Veränderungen an ihrem Körper und ihrer Energie, wissen aber nicht, dass sie sich in der sogenannten Perimenopause befinden könnten. Diese Phase ist nicht nur der Beginn einer neuen hormonellen Lebensetappe, sondern auch eine große Chance für mehr Selbstfürsorge, Gesundheit und Klarheit über die eigenen Bedürfnisse.

In meiner aktuellen Podcast-Folge „Perimenopause verstehen – Was Frauen ab 35 wissen sollten“ spreche ich mit Allgemeinmedizinerin & TCM-Ärztin Dr. Susanne Nachtigall über die wichtigsten Symptome, ganzheitliche Diagnostik, bioidentische Hormone und erste Schritte, die du gehen kannst. Hier findest du eine ausführliche Zusammenfassung mit wissenschaftlichem Hintergrund.

Was ist die Perimenopause?

Die Perimenopause ist die Zeit vor der Menopause, in der der Hormonspiegel – insbesondere Östrogen und Progesteron – beginnt zu schwanken. Diese Phase kann sich über mehrere Jahre erstrecken, oft beginnend zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr. In dieser Zeit kann es zu einer sogenannten „relativen Östrogendominanz“ kommen, weil der Progesteronspiegel zuerst abnimmt.

Wichtig: Die Perimenopause ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher Übergang, der aber intensive Auswirkungen auf Wohlbefinden, Energie und psychische Gesundheit haben kann.

Typische Symptome der Perimenopause

Viele Frauen erkennen die Perimenopause nicht sofort, da ihre Zykluslänge noch regelmäßig sein kann. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Unregelmäßiger oder verlängerter Zyklus
  • Stärkere PMS-Symptome
  • Schlafstörungen
  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit
  • Brain Fog & Konzentrationsprobleme
  • Hitzewallungen oder Nachtschweiß
  • Libidoverlust
  • Gewichtszunahme, v. a. am Bauch
  • Zyklusbedingte Migräne
  • und viele mehr

Diese Symptome entstehen durch das hormonelle Ungleichgewicht – insbesondere ein zu schneller Abfall von Progesteron im Vergleich zum Östrogen.

Diagnostik: Blutwerte vs. Speicheltests

Viele Frauen lassen Speicheltests machen, um ihren Hormonstatus zu bestimmen. Doch laut Dr. Nachtigall sind diese auch sinnvoll, jedoch muss man beachten, dass die Hormone tages- und zyklusabhängig schwanken.

Ergänzend sinnvoll:

  • Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4)
  • CRP (Entzündung)
  • Ferritin (Eisenspeicher)
  • HOMA-Index (Insulinresistenz)

Die Rolle von Leber, Darm und Stress

Hormonbalance ist keine reine „Hormonsache“. Der Körper braucht funktionierende Entgiftungs- und Regulationssysteme:

  • Die Leber baut Östrogene ab. Ist sie überlastet (z. B. durch Medikamente, Alkohol, Zucker), kann es zur Östrogendominanz kommen.
  • Der Darm ist für die Ausscheidung dieser Hormone verantwortlich. Eine gestörte Mikrobiota führt zu einer Rückresorption.
  • Das Nervensystem reagiert sensibel auf Hormonverschiebungen. Dauerstress erhöht den Cortisolspiegel, was wiederum Progesteron verdrängt.

Erste Schritte zur Balance: Lifestyle & Naturmedizin

Nicht immer sind Hormone sofort notwendig. Viele Beschwerden lassen sich mit einer Kombination aus Lebensstil und natürlicher Begleitung deutlich lindern:

  • Ernährung: ballaststoffreich, antientzündlich, hormonfreundlich (keine Blutzuckerspitzen!)
  • Pflanzenstoffe: Mögliche Helfer: Frauenmantel, Mönchspfeffer, Maca – aber nur gezielt eingesetzt!
  • Bewegung: Krafttraining fördert Testosteron und Muskelmasse, mindert Stress
  • Entspannung: Atemübungen, Meditation, Spaziergänge helfen dem Nervensystem
  • Schlafhygiene: Wichtig für Regeneration und Hormonproduktion

Wann bioidentische Hormone Sinn machen

Wenn Lebensstilveränderungen nicht ausreichen, können bioidentische Hormone ein nächster Schritt sein. Diese sind chemisch identisch mit den körpereigenen Hormonen und oft besser verträglich als synthetische Varianten.

Laut Dr. Nachtigall:

  • individuell dosiert, auf Basis einer guten Anamnese und Labordiagnostik
  • transdermal (Gel, Pflaster) meist besser verträglich als oral
  • sinnvoll bei starker Schlaflosigkeit, depressiver Verstimmung, Libidoverlust, Wechseljahresbeschwerden

Wichtig: Keine Selbstmedikation! Immer mit Ärzt*in abklären.

Fazit: Perimenopause ist eine Einladung, dich selbst besser kennenzulernen

Die Zeit um die Perimenopause muss kein Kontrollverlust sein. Im Gegenteil: Wer sich jetzt gut informiert, körperliche Signale ernst nimmt und die richtigen Schritte geht, kann diese Phase als kraftvollen Neustart erleben.

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Du bist nicht allein. Und dein Körper verdient Klarheit, Verständnis und gute Begleitung.

Quellen & Studienempfehlungen:

  • Prior JC et al., „Perimenopause: The Transition Before the Transition“. Maturitas (2015)
  • NAMS (North American Menopause Society): Clinical guidelines (2022)
  • Dr. Susanne Nachtigall, https://drnachtigall.at/
  • Podcast „Soul Food für Körper & Geist“ – Folge: „Perimenopause ab 35“
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